Eine großzügige Spende hat es mir
erlaubt, etwas auszuprobieren, was ich immer schon mal machen wollte:
Geld. Nicht in dem Sinne Geld wie Heu, sondern Geld wie Währung.
Eine zweckgebundene Währung.
In Prislop, dem Romadorf in meiner
Nachbarschaft habe ich nun 90 mal 5 Tigri verteilt.
Tigri deshalb,
weil die rumänische Währung Lei, also Löwen heißt. Die Tiger sind
eins zu eins an die Löwen gebunden, mit der einzigen Auflage, dass
sie nicht für Rauchwaren, Alkohol oder Kaffee ausgegeben werden
können. Den Gegenwert für die 450 Tigri, also 450 Lei (100 Euro)
deponiere ich im Magazin Mixt (Tante Emma Laden) meiner guten
Freunde. Dort können die Tigri gegen Waren eingetauscht werden.
Dies ist als Winterhilfe gedacht und
ist im Moment eingeschränkt auf 10 Tigri (€ 2,20) pro Woche pro Schulkind der
1. bis 4. Klasse, und die Babys unter 6 Monaten bekommen diese Hilfe auch. Das ist gerade mal genug für ein tägliches Pausenbrot oder ein paar Windeln für 45 Kinder insgesamt, wie
sich rechnerisch ergibt. Im Moment wird das Geld wohl für etwa acht
Wochen reichen.
Bei der ersten Verteilung war ich
angenehm überrascht, wie glatt das alles ging. Die Mütter freuten
sich und sagten artig Dankeschön und Vergeltsgott. Ganz im Kontrast
zu den früheren Erfahrungen, wo es zuweilen auch mal eine lautstarke
Auseinandersetzung gab, wer denn nun der Bedürftigere sei.
Vielleicht kommt die Lautstärke erst
bei der nächsten Ausgabe, dachte ich mir, nachdem die erste
Überraschung vorbei ist. Aber nein, heute machte ich zum zweiten Mal
die Runde, in Begleitung versteht sich, und es ging sogar noch
glatter, weil ich nichts mehr erklären musste.
Das erste Feedback, das ich bekam, war
Freude darüber, wie würdig diese Art von Programm ist. So hörte
ich zum Beispiel, dass es auch schon mal einen Sack Kartoffeln oder
Zwiebeln gab, von netten Ausländern, die mit einem Hilfstransport
gekommen waren. Leider gibt es in Prislop keine Keller, also konnten
die Kartoffeln nicht eingelagert werden und gingen zumeist an die
Schweine. Dann wurde auch Essen gebracht, das die Roma gar nicht
verwenden. Im Gegensatz dazu war die Freude groß, dass diesmal eine
junge Mutter Windeln für ihr Baby kaufen konnte, oder je nach
Belieben Brot, Wurst, Eier und Margarine, wie es gerade gebraucht
wurde, und auch in den richtigen Mengen.
Man könnte vielleicht fragen, warum
sich ein Geschäft an der ganzen Sache bereichern sollte. Jedoch weiß
ich sicher, dass der Laden eine schmale Gewinnspanne hat. Denn wären
die Preise nicht konkurrenzfähig, würden die Prisloper hinunter ins
Dorf gehen zum Einkaufen. Dieses bisschen Gewinn darf man also ruhig
den Leuten gönnen, die sich die Arbeit machen.
Es gab viele Anfragen, ob das Programm
nicht auch auf Kindergartenkinder ausgeweitet werden kann. Das wären
insgesamt noch einmal 31 Kinder, etwa 70 Euro pro Woche. Diesen
Betrag würde ich gerne den Lesern dieses Blogs ans Herz legen.
(Informationen über ein Spendenkonto auf Anfrage.)
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